Gemeinsam die Zukunft der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr gestalten.
Öffentliche und private Kräfte vereinen

Dieser Aufruf dient als Anregung und wurde an den Bonner Oberbürgermeister, die im Rat der Stadt Bonn vertretenden Fraktionen, den Präsidenten der IHK Bonn/Rhein-Sieg, den Bonner Kulturkreis, den General-Anzeiger, die  Bonner Rundschau und das Schaufenster sowie an verschiedene Einzelpersonen als Multiplikatoren geschickt. Die weitere Verbreitung ist wünschenswert. Wir hoffen, dass die darin vorgestellten Gedanken und Ideen eine fruchtbare Wirkung entfalten werden und die weitere Entwicklung der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr zu einer Metropole mit weltweiter Ausstarhlung fördern. - Die Datei kann auch als pdf-Datei herunter geladen werden.

Die Lebensqualität in der ehemaligen Bundeshauptstadt ist erfreulicherweise nach wie vor hoch. Im Vergleich zu anderen Städten wird ein vielfältiges Kulturprogramm geboten. Die Aufrechterhaltung der kulturellen Vielfalt ist für die Zukunft Bonns als UNO-Stadt, als Beethovenstadt, als Universitätsstadt und als Standort namhafter Firmen von großer Bedeutung. Als Beethovenstadt und Ausrichter des international renommierten Beethovenfests benötigt Bonn dringend einen neuen Konzertsaal, der internationalen Ansprüchen genügt

Bonn ist jedoch mit 1.400 Millionen Euro hoch verschuldet. Zur Verabschiedung genehmigungsfähiger Haushalte mussten in den letzten Jahren bereits erhebliche Vermögenswerte verkauft werden. In den nächsten Jahren sind noch viele kostenintensive Aufgaben zu lösen wie die Sanierung der Beethovenhalle, der Oper, vieler Schulen, Kindergärten u.a. Hinzu kommt der kostspielige Weiterbau des WCCB. Die Finanzierung dieser Aufgaben wird angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt immer schwieriger.

Angesichts der dramatischen Haushaltslage der Stadt Bonn kann das seit mehreren Jahren angestrebte Festspielhaus folglich nur mit privaten Mitteln finanziert werden. Der Präsident der IHK, Wolfgang Grießl, bemüht sich zusammen mit anderen („Grießl and friends“) durch Einwerbung privater finanzieller Mittel zur Verringerung der seit dem Ausstieg von Telekom und Postbank entstandenen Finanzierungslücke.

Bonn steht heute am Scheideweg. Die Politiker und Bürger einschließlich der hier ansässigen Wirtschaftsunternehmen müssen sich entscheiden, ob Bonn und die umliegende Region sich als Metropole mit weltweiter Ausstrahlung weiter entwickelt oder lieber zurückfallen möchte in die Beschaulichkeit einer Provinzstadt mit ihren gemütlichen Ortsteilen und ihrem z. T. dörflichen Charakter.

Will die Region Bonn sich als Metropole weiter entwickeln, ist angesichts des hohen Schuldenstands der Stadt Bonn die finanzielle Unterstützung durch Dritte dringend geboten. Öffentliche und private Kräfte, vor allem auch der  im Raum Bonn ansässigen Wirtschaftsunternehmen, sollten stärker an einem Strang ziehen, d.h. gemeinsame Ziele formulieren und koordiniert verfolgen. Ohne Unterstützung durch private Kräfte bliebe Bonn dagegen wohl nur die Wahl, das Angebot an öffentlichen Leistungen zu verringern, auch bei der Kultur. Die Rückentwicklung Bonns zu einer gewöhnlichen Provinzstadt wäre damit vorgezeichnet.

Auf der Suche nach neuen Wegen zur Zukunftsgestaltung von Bonn hat ArtDialog mit 24 Bürgerinnen und Bürgern aus Bonn und Umgebung am 22.-25. März 2012 die nordspanische Stadt Bilbao besucht, um sich dort persönlich einen Eindruck zu verschaffen, wie es Bilbao gelungen ist, sich in wenigen Jahren - seit Anfang der 90er Jahre - von einer Industriestadt im Niedergang zu einer blühenden Kulturstadt zu entwickeln. Sie fanden dabei heraus, dass der berühmte „Guggenheim-Effekt“ seit Fertigstellung des berühmten Guggenheim-Museum im Jahr 1997 nur ein – wenn auch sehr wichtiges - Element der positiven Stadtentwicklung Bilbaos ist. Dieser Effekt besteht darin, dass seitdem jährlich ca. 1 Million auswärtige Besucher die Stadt Bilbao besuchen, um die großartige Architektur dieses von Frank Gehry gebauten Museums zu bewundern. Im Jahr 2011 gab jeder Besucher im Mittel ca. 353 Euro aus, was ca. 6.000 Arbeitsplätze sicherte und zu Steuer-Mehreinnahmen von 42 Millionen Euro an führte. 

Der Bau des Guggenheim-Museums selbst ist aber nicht die eigentliche Ursache für den Aufschwung Bilbaos und seines Umlandes sondern lediglich ein herausragendes Ergebnis der strategischen Anstrengungen, die in der Stadt und der Region Bilbao seit Ende der 80er Jahre geleistet wurden.

Von entscheidender Bedeutung war dabei die Gründung der Organisation Metropoli-30. Die Besuchergruppe aus Bonn hatte Gelegenheit, Metropli-30 zu besuchen und mit Vertretern von Metropoli-30 ein Informationsgespräch zu führen. Dabei erhielten sie ausführliches Informationsmaterial, aus dem im Folgenden in Stichworten ein kurzer Überblick gegeben wird.

Metropoli-30 in Bilbao

  • 1991 durch die Baskische Regierung, den Rat der Provinz Biskaya und der Stadt Bilbao gegründet
  • Organisation mit über 140 Mitgliedern (Gemeinden, Firmen, Organisationen, private Personen) aus der Region Bilbao, in der ca. 1 Million Menschen leben
  • Aufgabe: Bündelung privater und öffentlicher Kräfte (public-private-partnership) und Ausrichtung an gemeinsamen Zielen
  • Ziele: Entwicklung von Zukunftslösungen und Langzeitstrategien zur Regenerierung der Metropole Bilbao (Region Bilbao) (ohne räumliche Begrenzung auf die Stadt)
  • Erfahrungsaustausch mit 1.000 nationalen und 200 internationalen Experten
  • Besondere Stärken: unabhängig, neutral, sachorientiert, überpolitisch, führungsstark

1. Phase (1991 – 2000): Verbesserung der Infrastruktur

  • Bau von Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart
  • Acht zentrale Themen:
    - Vorhandene menschliche Ressourcen (human resources) aktivieren
    - Fortschrittliche Dienstleistungen in einer modernen Industrieregion entwickeln
    - Beweglichkeit und Zugang zu den Einrichtungen verbessern
    - Umwelt regenerieren (environmental regeneration)
    - Stadt als solche regenerieren (urban regeneration)
    - Kultur als zentrales Element fördern
    - Öffentliche und private Kräfte arbeiten zusammen (public-private cooperation)
    - Soziale Ausgewogenheit sicher stellen

2. Phase (nach 2000):  Visionen und Werte

  • Visionen entwickeln:
  • Die Lebensqualität für alle Bürger verbessern
  • Dauerhaft hohes Wirtschaftswachstum anstreben
  • Die Region Bilbao soll als Metropole weltweit Anerkennung finden
  • An folgenden Werten sich orientieren:
    Innovation, Professionalität, Identität, Gemeinschaft, Offenheit

Ziel für 2030:

  • Entwicklung der Metropole Bilbao als erste Region in Spanien und unter den fünf TOP-Regionen der EU (bzgl. Bruttosozialprodukt, Gesundheit, Bildung, Altersversorgung)

Ausführlichere Informationen über Metropoli-30 findet man auf der Website von Metropoli-30 unter www.bm30.es sowie in einem 24-seitigen Auszug aus einer der Informationsschriften (in Englisch) und in einer bebilderten DVD. Diese Dateien werden von ArtDialog e.V. gerne auf Anfrage per E-Mail zur Verfügung gestellt.

Gemeinsam die Zukunft der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr gestalten

  • Eine Delegation mit Vertretern der Stadt Bonn, des Rhein-Sieg-Kreises, des Landkreises Ahrweiler, der dort ansässigen Industrie- und Handelskammern und ausgewählten Bürgern sollte Metropoli-30 in Bilbao besuchen. ArtDialog könnte dabei als Vermittler wirken. Auf der Grundlage der dabei gewonnenen Anregungen sollten gemeinsam folgende Ziele verfolgt werden:
  • Gemeinsame Gründung einer Regional-Organisation „Metropole-Bonn/Rhein-Sieg/Ahr-50“ nach dem Modell Metropoli-30 zur Bündelung öffentlicher und privater Ressourcen (public-private partnership) und Förderung folgender Aufgaben:
  • Gemeinsame Anstrengungen zur Realisierung eines neuen Festspielhauses in Bonn
  • Entwicklung gemeinsamer Visionen (bis 2050) für die Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr mit ihren ca. 1 Million Menschen als Metropole mit weltweiter Ausstrahlung
  • Die Gewinnung der besten Köpfe aus dem In-und Ausland für die Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr
  • Nachhaltige Sicherung der Lebensqualität für alle Bürger
  • Entwicklung eines Wir-Gefühls der Menschen in der Region (Metropole) Bonn/Rhein-Sieg/Ahr
  • Gemeinsame Investitionen in Infrastruktur und Werte
  • Gemeinsam Chancen suchen statt Risiken fürchten   

Bonn, 09. Oktober 2012

Dr. Ludwig Dinkloh, Vorsitzender