10 Jahre ArtDialog

ArtDialog feierte am 29. November 2012 iin Rietbrocks Weinhaus seinen 10. Geburtstag. Die Gastgeber, Silvia Dum und Jürgen Rietbrock, spendeten für die Gäste eine Runde Sekt. Ehrengast war der Kulturdezernent der Stadt Bonn, Herr Martin Schumacher, der gleichzeitig Redner des nachfolgenden 44. Kulturtisches war. Christoph Noebel, Inhaber der Produzentengalerie K2 in Remagen, der bereits Redner beim 40. Kulturtisch im Mai 2012 gewesen war, hielt eine bewegende Laudatio. Ludwig Dinkloh, Vorsitzender von ArtDialog, dankte Silvia Dum und Jürgen Rietbrock für die langjährigen Gastfreundschaft und tatkräftige Unterstützung von ArtDialog und Christoph Noebel für seine anerkennenden Worte. Bilder von dem Ereignis finden sich in der Bildergalerie unter 44. Kulturtisch. Die Rede von Christoph Noebel wird nachfolgend wieder gegeben:

 

Liebe Uta Miksche, lieber Ludwig Dinkloh, liebe „ArtDialog“-Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde

 ich freue mich ganz besonders drüber, heute ein paar Worte zum Anlass des 10-jährigen Jubiläums des Vereins „ArtDialog“ sprechen zu dürfen. Als kritischer Kommentator und Akteur im Kunstbetrieb vertrete ich in der Regel die Position: „Mehr Qualität, statt Quantität“. Der Verein „ArtDialog“ schafft es jedoch tatsächlich beides zu vereinen. So können ihre Mitglieder und Mitwirkende stolz auf ein Programm der letzten 10 Jahre zurückschauen, das mit vielen anregenden Projekten und Aktionen bestückt ist. Es ist also nicht nur das Engagement des Vereins, das mich besonders beeindruckt, sondern die Konzepte und Inhalte, die durch ihn vermittelt werden. Bevor ich nun auf einige der Aktivitäten des Vereins eingehe, möchte ich kurz ein paar Gedanken zu den dahinter stehenden Leitmotiven äußern.

 Wie der Name „ArtDialog“ schon treffend formuliert, handelt es sich bei den Zielen des Vereins um den Bereich Kunst und Kultur, wobei dann jedoch zusätzlich dem direkten Dialog, also der Auseinandersetzung, dem Meinungsaustausch und der Diskussion, eine zentrale Bedeutung zukommt. Zeitgenössische bildende Kunst mag zwar schon an sich als Kommunikationsmittel bezeichnet werden, doch „ArtDialog“ fördert nicht nur die Begegnung mit dem Medium Kunst und Kultur, sondern eben auch die dazugehörende öffentliche Debatte. Darüber hinaus kommt das ganz spezielle Engagement hinzu, sich der Europäischen Idee und Integration zu verschreiben. Es geht hier also nicht nur um die Kunst per se, sondern um ihre besondere Fähigkeit, kulturelle Vielfalt darzustellen und Brücken auf internationaler Ebene zu bauen. In den Aktionen der 1960er wurde gerne gefordert: „make love, not war“. In Bezug auf europäisch ausgerichtete Projekte zu Förderung eines friedlichen Zusammenlebens durch Kommunikation und Toleranz mag diese Devise zwar weiterhin zutreffen, doch passender als Beschreibung des Konzeptes von „ArtDialog“ wäre das Motto: „make art, not war“.

Nun zur Frage, mit welchen Mitteln und Tätigkeiten der Verein seine großartigen Ziele umsetzt. Während der letzten 10 Jahre lassen sich insbesondere zwei überwiegende Handlungsbereiche nennen: die Gestaltung internationaler Kunstausstellungen und die Organisation des monatlichen „Kulturtisches“ hier in „Rietbrocks Weinhaus“. Seit 2003 hat „ArtDialog“ sechs größere Gruppenausstellungen in Bonn arrangiert, an denen insgesamt Künstlerinnen und Künstler aus 16 Nationen teilgenommen haben. Begleitet wurden diese Ausstellungen meist mit zusätzlichen Kulturveranstaltungen, wie Konzerten, Tanzaufführungen, Workshops, Diskussionen oder Lesungen. In meiner Kapazität als Galerist ziehe ich den Hut vor dieser gewaltigen Leistung. Geplant für kommendes Jahr 2013 ist übrigens eine spannende Ausstellung unter dem Titel „AMICALEMENT - In aller Freundschaft - WŚRÓD PRZYJACIÓŁ“ mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus Frankreich, Deutschland und Polen.

Wie schon erwähnt, bietet der Kulturtisch den zweiten wichtigen Aktionsbereich des Vereins „ArtDialog“. Heute treffen sich kunst- und kulturinteressierte Menschen zum 44. mal, um einem interessanten Vortrag zu lauschen und dann darüber zu diskutieren. In einer Welt, die von den digitalen Medien beherrscht wird, bietet der Kulturtisch tatsächlich noch eine Oase der analogen Kommunikation. Aktuelle Themen der Kulturlandschaft werden erörtert, es darf widersprochen und gestritten werden und all dies in einem zivilisierten Rahmen mit Wein und kleinen kulinarischen Leckerbissen. Das Format des Kulturtisches mag vielleicht etwas altmodisch wirken, doch es hat sich während der letzten Jahre sehr bewährt; der verbale Dialog vermag es nicht nur Information und Analysen, sondern auch ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Wir Teilnehmer an dieser Runde schätzen den Wert der Kunst und Kultur als zentrales Element einer freien und lebendigen Gesellschaft und setzen uns aktiv dafür ein. Daher hat dieser Kulturtisch für uns die ganz besondere Bedeutung, eben auch als Netzwerk und Motor für viele kulturinteressierte Akteure zu dienen. In diesem Zusammenhang sollte ebenfalls betont werden, dass die Diskussionsreihen dieses Kulturtisches einen ganz besonderen Stil und Charme aufweisen. Einerseits bringt Uta Miksche mit ihrem Kunstverständnis eine sachliche Note in die Runde, während andererseits Ludwig Dinkloh gerne mal als Querdenker auftritt und die eine oder andere provokante Frage stellt. Es liegt also an der Rollenaufteilung der beiden Initiatoren, die dazu führt, dass die Diskussionsveranstaltungen dieses Kulturtisches so anregend und auch immer unterhaltsam sind.

 Neben dem Kulturtisch hat sich besonders in diesem Jahr für den Verein ein drittes Arbeitsfeld eröffnet: die Kulturreisen. So fand 2012 eine Reise nach Bilbao statt, sowie ein Ausflug zur diesjährigen „documenta 13“ in Kassel. Für das kommende Jahr sind Reisen nach Sizilien und Zentralasien geplant. Wer nun glaubt, dass sich die Aktivitäten des Vereins damit erschöpft haben, der irrt. „ArtDialog“ versteht sich grundsätzlich als Teilnehmer einer breiteren Bonner Kulturbewegung, die sich in einem informellen Bündnis von etwa 50 Kulturfördervereinen der Stadt zusammenfindet, um lokale Angelegenheiten gegenüber der Politik und Verwaltung zu vertreten. So hat sich beispielsweise der Verein dieses Jahr in diversen Aktionen enorm für das geplante Beethoven-Festspielhaus eingesetzt.

 Eine letzte Veranstaltung sollte nun zum Schluss erwähnt werden. Am heißesten Tage dieses Jahres, mit etwa 38° im Schatten, schafften Uta Miksche und Ludwig Dinkloh mit anderen Vereinsmitgliedern eine Gartenfeier bei ihnen zuhause auszurichten. Diese Jubiläumsfeier war symbolisch für ihr Engagement, denn keine widrigen Umstände sind für sie zu groß, um nicht gemeistert zu werden. Dazu kommt ebenfalls die offene und herzliche Art und Weise, mit der sie Menschen animieren mitzumachen und sich für ihre Projekte zu interessieren. Meine Bitte an „ArtDialog“ heißt demnach: weiter so die nächsten 10 Jahre!

Christoph Noebel, 29. November 2012